Am 5. Oktober 2023 war es endlich soweit: Beim Mountainbike Kongress in Saalbach fand ein bedeutender Workshop zum Thema „Wer bremst das Wachstum“ im Mountainbike-Sport statt. Dieser Workshop bot eine Plattform, um die verschiedenen Akteure und Faktoren zu analysieren, die das Wachstum des Sports beeinflussen, und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Mountainbiking wächst rasant, was jedoch zu Konflikten mit Naturschützern, Landwirten und Wanderern führt. Das Forstgesetz und die fehlende Finanzierung von Strecken erschweren die Situation zusätzlich.
Weiter steigende Konflikte könnten zu mehr Wegsperrungen und Schädigungen der Natur führen. Unsicherheiten bei Gesetzen und Finanzierung könnten den Sport stagnieren lassen oder sogar rückläufig machen.
Der Workshop konzentrierte sich auf vier zentrale Themenbereiche: Zugangsbeschränkungen und Grundeigentumsrechte, Aufklärung, Community und Standards. In Saalbach fand der Workshop im Format eines World Cafés und Speed Datings statt. Am 1. Februar 2024 wurde in einer kleineren Gruppe ein Hybrid-Workshop zur Verdichtung der Themen durchgeführt.
Unter der Leitung von Chris Posch wurden die Herausforderungen bei den Grundeigentumsrechten diskutiert. Wichtige Themen waren die Ängste der Grundeigentümer, der Nutzen des Mountainbikens und Veränderungen im Vertrauen. Auch die Vermeidung illegaler Trails und Konflikte durch gezielte Lenkung waren zentrale Punkte. Ein Idealbild wäre eine regelmäßige und gute Kommunikation mit allen Betroffenen, die Einbindung aller Stakeholder und ein gutes Entlohnungssystem. Nationale und regionale Strategien zum Thema Mountainbiken sollten die Grundlage bilden, um politische Willensbekundungen zu kommunizieren. Best Practice-Beispiele und juristisch einwandfreie Lösungen könnten zu einer positiven Einstellung der Grundeigentümer führen.
Unter der Führung von Karl Morgenbesser erarbeitete die Gruppe eine Matrix zur klaren Struktur der Kommunikation. Themen wie Sport, Gesundheit, Verkehr, Tourismus und Klima, die an verschiedene Ministerien gekoppelt sind, bildeten die Grundlage. Verschiedene Interessensgruppen wurden definiert, mit einem besonderen Fokus auf die Verbindung von Industrie und Tourismus. Als Träger der Kommunikation wurden verschiedene Medien bestimmt. Inhalte sollen durch positive Stories, gute Testimonials und Botschafter sowie bestehende Marketingaktionen vermittelt werden. Das Überthema „Radfahren als Lösung für das große Ganze“ wurde als Kernbotschaft erarbeitet. Die neue MTB-Koordinationsstelle Österreich soll die Kommunikationsstrategie tragen.
Unter der Leitung von Lisa Ribarich wurde der Unterschied zwischen einer Community und einem Verein oder Verband sowie Möglichkeiten zur Motivation von Personen, insbesondere Nachwuchs und Kinder, diskutiert. Das Zusammenleben unterschiedlicher Interessensgruppen soll durch gemeinsame Werte in den Mittelpunkt gestellt werden. Auch die Frage, ob ehrenamtliche Arbeit zeitgemäß und attraktiv ist, sowie wie gutes Wachstum von Communities aussehen kann, wurde besprochen.
Im Fokus stand der Austausch bestehender Studien und Wissen. Es wurde die Relevanz und der wirtschaftliche Wert von Mountainbikern sowie die Darstellung positiver Fakten gegenüber Grundeigentümern und Kommunen betont. Daten sind harte Fakten für Entscheidungen. Diskutiert wurde, wie diese verbreitet und welche landesübergreifenden Datentransfers es geben sollte. Aus guten Daten können dann in nächsten Schritten die richtigen Standards geschaffen werden.
Beim Hybrid-Workshop am 1. Februar 2024 wurden die bisher erarbeiteten Themen vertieft und weiter verdichtet. Die Arbeit konzentrierte sich auf zentrale Fragen wie:
Es wurden Themenfelder für eine gute Aufklärung definiert, darunter Kinder und Jugend, Leistungssport, Lebensraum, Wirtschaftsfaktor, Gesundheit, ländlicher Raum und Risiken, Mobilitätswende, Wertschöpfung, Forst- und Landwirtschaftsrisiken, Attraktivität von Räumen, Schulen, Umwelt (ESG-Kriterien), Aufwertung von Grundstücken und Diversifizierung.
Lösungen wurden ebenfalls erarbeitet, einschließlich Best Practices für Grundeigentümer, wie Genossenschaftsmodelle. Auch die Förderung und Unterstützung der Vereinsarbeit durch guten Wissensaustausch zu Versicherungspartnern, Infrastrukturentwicklung, Finanzierung und legalen Angebotsentwicklungen waren zentrale Themen.
Priorität 1:
– Versicherung
– Rodungsverfahren anpassen
– Jagdliche & wildökologische Interessen respektieren
– Vertragslaufzeit
– Förderungsmodell verbessern: Ermöglichung der Freizeitnutzung vs. Behinderung der Forst- und Jagdlichen Nutzung
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– Best Practice: Genossenschaftsmodelle Finnland zur Steigerung der Wertschöpfung bzw. Diskussion z.B. in St. Corona mit Eigentümer und Rechteinhabern zur Definition welche Werte in einer Region bleiben sollen.
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Priorität 2:
– Funktionierende Versicherung / Beweislast bei Unfällen (z.B. 1x Landwirt vs. 2-3 Biker)
– Finanzielle anständige Beteiligung oder Umwegrentabilität (Hütte mit höherer Beteiligung an Forstwegwartung, regionale Wertschöpfungskette darstellen, Wertschaffung z.B. Grundstückspreise)
– Grundstücke tauschen
– Wald & Wiese ausgleichen
– Unterstützung bzw. Suche nach alternativen Geschäftsmodellen in der Waldbewirtschaftung (Stichwort Borkenkäfer, klimabedingte Erschwerung bzw. Unsicherheit in der Waldbewirtschaftung)
– Best Practice Projekte darstellen
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Priorität 3:
– Infobroschüre „Mehrwert Rad & MTB“
– Individuelle Interessen & Ängste der Grundeigentümer -> Lösungen gegenüberstellen
– Best Practices für Meinungsführer (Grundeigentümer berichten, Wertschöpfungspotenzial für die ganze Region durch MTB, …)
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Das Ziel war es, ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen im Mountainbiking zu schaffen und gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Die Ergebnisse dieser Workshops werden die Basis für den Mountainbike Kongress 2024 bilden und konkrete Maßnahmen zur Förderung des Sports in Österreich anstoßen. Bleiben Sie dran und gestalten Sie mit uns die Zukunft des Mountainbikens in Österreich!