Ein Experiment zum Thema Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist das neue Normal
Comano Bike Greenweek

In der Entwicklung von Bikeregionen verwenden wir oftmals den Begriff “Attraktiv” in Bezug auf Wege. Das selbe kann man auch im Bereich der Nachhaltigkeit verwenden. So das Produkt sichtbar und attraktiv ist, wird es auch von breiten Bevölkerungsschichten angenommen.

In unserem Falle versuche ich das Experiment Comano Bike Greenweek auf zwei Sichtweisen zu beschränken.

Sichtweise 1

Das Produkt ist nicht sichtbar

Das Produkt ist nicht sichtbar und der Kunde muss die Recherche für den nachhaltigen Urlaub selbst durchführen.

Machbar nur für wenige Idealisten, da die Recherche zumindest 2-3 Wochen Aufwand benötigt um sämtliche Kriterien um den Urlaub mehr oder weniger zu 100% nachhaltig zu gestalten notwendig sind. Dies ist für breite Kundenschichten nicht nur zeitmäßig nicht zumutbar sondern auch seitens der Expertise selten von Erfolg gekrönt.

Somit. Unattraktiv für die meisten von uns.

Comano Bike Green Week

Was wäre ein Lösungsansatz?

Die Regionen sollten diesen Recherche eigenständig durchführen bzw. nach extern vergeben und dazu passende Produkte entwickeln, welche transparent die Nachhaltigkeit darstellen und auf “green wash” verzichten. D.h. meiner Ansicht nach die Attraktivität hinsichtlich Sichtbarkeit und Einfachheit in der Buchung zu maximieren.

Sichtweise 2

Sichtbares und transparentes Produkt
Das Produkt Comano Bike Greenweek ist vorhanden und sichtbar

Wir hatten den Vorteil, dass Giovanna und Uli diese Recherche bereits durchgeführt haben und wir somit mit einer beinahe 100%igen Nachhaltigkeit konfrontiert wurden. Einzig die An- und Abreise mit der Bahn sowie Bike und Gepäck ist ein Desaster und auch für Idealisten beinahe unmöglich. Andreas hat dies in aller Deutlichkeit bereits kommentiert, somit bleibt mir dies nun erspart.

Die Unterkunft, die täglichen Abenteuer sowie die über den Tag und den Abend verstreuten Einkehrrunden waren Nachhaltig zumal wir zum Laden erneuerbare Energie verwendeten. Speis und Trank kamen alle aus der Region, die sich “zero kilometri” verschrieben hat. Das Auto mußten wir die ganze Woche nicht bewegen, da eine ausreichende Anzahl von Restaurants und Gaststätten in angenehmer Reichweite unserer EMTBs zu finden waren.
Das einzige noch nicht ergründete Manko welches mit aufgefallen ist, waren die Ananas zum Frühstück. Die hatten aller Voraussicht nach keine “zero kilometri”.

Zu ergänzen wäre allenfalls, bei starkem Regen müßten wir die Sachlage nochmals überdenken. Da würde dann der eine oder andere dann eventuell zum Abendessen doch das Auto bzw. das Taxi vorziehen.

Comano Bike Green Week

Comano bietet alle Voraussetzungen für einen neuen, grünen und nachhaltigen Bike-Tourismus:

Es liegt wie eine Oase der Ruhe zwischen den sehr beliebten Urlaubsregionen Gardasee, Madonna di Campiglio und Andalo/Paganella. Mit fantastischen Biketouren, spektakulären Panoramen, wenig Verkehr, gemütlichen, kleinen Hotels, ökologischer Landwirtschaft, und relativ geringen, biketauglichen Entfernungen bietet es alles für einen spaßbringenen Bike-Urlaub ohne Verzicht und abseits des Massentourismus.

Im Foto der Gipfel der Granzoline mit seinem traumhaften Weitblick zum Gardasee. Und wer direkt an den Lago möchte, kann ihn leicht in einer Tagestour erreichen.

Comano Bike Green Week

Das Resultat.

Wenn das Produkt in seiner Gesamtheit sichtbar und attraktiv ist, ist ein nachhaltiger Urlaub mit dem Bike ohne Einschränkungen einfach machbar.

Soweit die Fakten, nun zu den Emotionen.

Auf der emotionalen Ebene schaut die Welt dann nochmals anders aus. Die vorhin genannten Abenteuer sind in vielfacher Hinsicht mehr oder wenig beinahe einzigartig.

Die Anreise mit dem Bike von Trento aus beinhaltet bereits mehr als das Biker Herz begehrt. Auf einer Militärstraße aus dem 1. Weltkrieg kommt man durch die alten Stellungen oberhalb der Autobahn und im Anschluß daran ein Trailfeuerwerk durch das Bärenland. Ich bin froh über meine Trailbell um nicht doch Meister Petz beim Naschen seiner Beeren zu überraschen. Nach etlichen km und Höhenmetern erreichen wir die Limaro-Schlucht, die uns auch in den nächsten Tagen des öfteren in das wunderschöne Tal von Comano begleiten wird. Vorab geht’s jedoch mal auf der alten Passstraße welche als Radweg ausgebaut wurde, entlang der Schlucht um im Anschluß daran noch einen kernigen Uphill Flow zu bestreiten. Nach etlichen Höhenmetern stehen zwei Möglichkeiten zur Disposition, entweder einen Trail runter in die Schlucht um die alte Römerbrücke zu bestaunen und auf der anderen Seite des Tales einzuziehen, oder geradeaus weiter um die Köstlichkeiten in der Albergo Panoramica zu genießen.

Es gäbe hier jetzt noch vieles zu beschreiben und hervorzuheben, aber letztlich sollte sich jeder selbst ein Bild dieses Kleinods in unmittelbarer Nähe des Gardasees machen in welchem noch absolute Stille herrscht. Die Beamtin, die ihren Job gekündigt hat um eine Eselfarm zu eröffnen, die biologischen Weingüter in der Gegend und vor allem die Freundlichkeit und Gastlichkeit der heimischen Bevölkerung, die sich entschieden hat nachhaltigen Tourismus als Herausforderung und letztlich als Ziel zu betrachten.

Somit liegt es an Euch dieses Abenteuer ähnlich wie wir zu erleben und sagenhafte Trails zu fahren, meist einfache Natur-Flowtrails sind und nicht Upgrades zum 601er.

Beim Frühstück, beim Abendessen und in den Pausen diskutierten wir bei der Comano Bike Greenweek ernsthafte Fragen zur Nachhaltigkeit. 

Wird die Menschheit den schweren Klimawandel abwenden können? Bist Du Optimist oder Pessimist?

Hari Maier: Nein, den Klimawandel werden wir nicht mehr abwenden können. Ich bin Realist mit einer guten Portion Optimismus.

Andreas Wernik: Ja, ich bin Optimist. Der Klimawandel per se lässt sich nicht aufhalten, aber abschwächen und vielleicht in eine Richtung drehen, mit welcher die Menschheit noch leben kann. Die Menschheit hat immer wieder gezeigt, dass sie kreativ und lösungsorientiert sein kann.

Jörg Simm: Natürlich bin ich Optimist. Nur wenn wir etwas erreichen wollen, erreichen wir es! Wir sind als Menschheit so innovativ gewesen, wir werden für alle Probleme auch Lösungen finden. Und das Gute, jeder einzelne kann dazu beitragen, durch eigenes Verhalten, durch Diskussion und Aufklärung im Freundeskreis und durch Wählen der richtigen Personen, die den politischen Rahmen dazu schaffen.

Uli Stanciu: Wir stecken jetzt schon in einem Klimawandel, das spüren wir deutlich – Überschwemmungen, Waldbrände, Schmelzen der Gletscher, Abtauen von Permafrost, Zyklone. Ich gebe Prof. Harald Lesch vom ZDF Recht: Was auf uns zukommt ist kein Klimawandel, sondern eine Klimakatastrophe. Ein menschengemachtes Desaster, ein Unheil, eine Tragödie. Aber ich war mein Leben lang Optimist und bin es auch jetzt: Mit viel Aufklärung und großer gemeinsamer Anstrengung werden wir diese Katastrophe in den Griff bekommen.

Was wird passieren, wenn wir ihn nicht abwenden können? Welche Folgen werden Deiner Meinung nach am schlimmsten sein?

Hari Maier: Klimazonen werden sich verschieben und am Meeresspiegel liegende Städte bekommen Probleme.

Andreas Wernik: Hitzeperioden, Dürrekatastrophen und zugleich Überschwemmungen, Hungersnöte, soziale Ungerechtigkeiten, Aufstände, Kriege um Nahrung und vor allem Wasser, wir liefern leider ein fatales Erbe an unsere Kinder und Kindeskinder.

Jörg Simm: Menschen verändern sich durch Schmerz oder Motivation. Wenn die Motivation nicht ausreicht, werden wir unter Schmerzen unsere Ziele erreichen. Ich sehe Völkerwanderungen seit Tausenden von Jahren als Weg zur Anpassung.

Uli Stanciu: Es werden den Menschen Lebensräume entzogen, durch Anstieg des Meeresspiegels, durch Dürreperioden und Überschwemmungen, die weite Landstriche unbewohnbar machen. Es wird zu riesigen Flüchtlingsbewegungen, dadurch zu sozialen Konflikten und politischen Umbrüchen kommen – vielleicht sogar zu Krieg.

Werden wir den Klimawandel abwenden können mit Nachhaltigkeit, ökologischer Kreislaufwirtschaft und Technologie? Oder brauchen wir echten Verzicht, Minus- Wachstum, weniger Weltbevölkerung?

Hari Maier: Ich denke nicht, zumal wir in Europa angeblich nur einen geringen Prozentsatz beeinflussen. Trotzdem sollten wir auf intelligente Nachhaltigkeit umstellen, wofür viel Aufklärung und attraktive Lösungen nötig sind um angenommen zu werden.

Uli Stanciu: Verhaltensinnovation ist der eine Schlüssel und neue Technologien der andere. Wir müssen zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft kommen, in der wir nur die Energie verbrauchen, die uns die Sonne täglich gibt. Das bedeutet, dass sich unser Wirtschaftssystem ändern muss: Weg von permanentem Wachstum und Umsatzmaximierung, hin zu Zufriedenheit mit dem, was wir haben. Die Natur zeigt uns wie das geht. Wir brauchen eine bessere Verteilung des Wohlstands. Milliardäre und Monopolfirmen darf es genauso wenig geben wie Armut. Ein durch Maschinen, Roboter, Digitalisierung und künstliche Intelligenz erzeugter Mehrwert muss zu einem Grundeinkommen für jeden Menschen führen. Wer fleißig und kreativ ist, kann gerne mehr verdienen. Aber wir brauchen keine Milliardäre. Künstliche Intelligenz muss dem Menschen dienen und darf ihn nicht beherrschen. Um den Energieverbrauch zu reduzieren wäre es am besten, wenn langfristig die Erdbevölkerung abnehmen würde.

Andreas Wernik: Vielleicht nicht abwenden, aber sicherlich verlangsamen und generell reduzieren. Und wenn es den Klimawandel nicht gäbe, würde es ja auch wahrscheinlich weniger Druck für neue Technologien und Entwicklungen zur Nachhaltigkeit geben. Verzicht auf alle Fälle auf unnötigen Luxus, der nicht nachhaltig ist, das sollte der Standard werden. Luxus kann ja auch ein Bergurlaub in den Alpen sein, mit Übernachtungen auf klimaneutralen Hütten, unter dem Sternenhimmel. Minuswachstum nicht, aber auch nicht nur Gewinnmaximierung.

Jörg Simm: Uli hat es perfekt auf zwei Punkte gebracht: Verhaltens- und Technologie- Innovationen sind die Schlüssel für den Erfolg. Die wichtigsten Faktoren des Klimawandels sind Energiegewinnung, Industrieproduktion, Landwirtschaft (Fleischproduktion), Hausheizung und Verkehr/Tourismus.

Welche Einflussmöglichkeiten haben wir persönlich?

Hari Maier: Jeder von uns hat seine Möglichkeiten, abhängig jedoch vom Budget des Einzelnen. Somit müssen wir darauf achten nicht in einer elitären Blase Unmögliches von den weniger wohlhabenden Schichten zu verlangen, sondern Möglichkeiten zu schaffen, damit es auch für breitere Bevölkerungsschichten attraktiv und machbar wird bei der Nachhaltigkeit mitzumachen.

Jörg Simm: Wie so oft im Leben ist es ein Mix aus eigenem Verhalten und dem gesetzlichen Rahmen, den unsere politisch Verantwortlichen setzen. Als gute Beispiele sehe ich die Ziele der EU bis 2030 und den Umbau der Deutschen Landwirtschaft im selben Zeitraum.

Andreas Wernik: Wir haben das große Glück noch nahezu gänzlich frei wählen zu können, was wir essen, woher wir unsere Energie beziehen, ob wir Bio und regional essen, wo und wie wir Urlaub machen, was wir einkaufen, etc. Wir können und müssen sehr wohl Einfluss darauf nehmen!

Uli Stanciu: Andreas hat Recht. Wir können mit unserem Verbraucherverhalten ganz viel lenken. Wir müssen nur einmal unsere Lebensgewohnheiten durchdenken: Was brauchen wir wirklich und wie können wir nachhaltiger leben? Natürlich können wir momentan nicht die Politik und die Wirtschaft in anderen Ländern beeinflussen, aber wir können durch unser Verhalten hier bei uns nachhaltige Produkte fördern, Umweltschäden vermeiden und unsere Erkenntnisse exportieren. Die Comano Bike GreenWeek ist nur ein Beispiel.

Welche Rolle spielt das Fahrrad/Bike/EBike in der Zukunft der Mobilität und des Tourismus?

Hari Maier: Das Bike, egal welches, trägt wesentlich zum Mobilitätswandel der Gesellschaft bei. Nicht nur in der privaten, sondern auch in der gewerblichen Mobilität.

Andreas Wernik: Durch Einsatz von Fahrrädern aller Art können auch Staus reduziert und damit wirtschaftliches Vermögen gerettet werden.

Jörg Simm: Zumindest in Ballungszentren wird das Biken der entscheidende Teil für eine saubere und flexible Mobilität sein. Kopenhagen, Amsterdam, Münster und viele andere machen es vor.

Uli Stanciu: In den Städten sind Bike und E-Bike ohnehin gewollt, nicht nur wegen der Null-Emissionen und Lärmvermeidung, sondern vor allem auch wegen des geringen Platzbedarfs. Auf den Platz eines Autos kann man sieben bis zehn Bikes stellen. Außerdem ist Fortbewegung mit dem Fahrrad gesundheitsfördernd. Wer Radfahren als besonders umweltfreundliche Mobilität in der Stadt fördern will, der kann die Biker jedoch nicht am Wochenende und im Urlaub aus der Natur ausschließen. Transport ja, Spaß nein? Das kann nicht gehen. Wir brauchen für die Urlaubsgebiete eine sinnvolle Lenkung und vor allem eine Vermeidung von Massentourismus.

Wie sollte ein nachhaltiger Tourismus organisiert werden?

Hari Maier: Die Regionen sind angehalten nachhaltige Produkte zu entwickeln, der Staat ist angehalten die öffentliche Mobilität Fahrrad-freundlicher zu gestalten.

Andreas Wernik: Weg vom Massentourismus, der auf Gewinnmaximierung ohne Rücksicht auf die Verluste basiert. Weg mit unrealistischen Billig-Flügen. Kostenwahrheit darstellen unter Berücksichtigung aller Faktoren. Werbung mit Natur, Nachhaltigkeit und Gesundheit, die Regionalität fördern.

Jörg Simm: Der Mix macht es wieder: Eigenes Verhalten und der gesetzliche Rahmen. Jede Gemeinde und jeder Tourismusverband kann eigene Grundsätze, Regeln festlegen und vermarkten. Schon in der Schule Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft lehren. Dann würden sich die meisten Probleme von alleine lösen.

Uli Stanciu: Etwa so, wie wir es bei der Comano GreenWeek vorgemacht haben: Ausschließen des Autos aus Tourismuszentren (Beispiel Gardasee zwischen Torbole und Riva), große Parkplätze außerhalb der Zentren, Shuttle-Service mit E-Bussen. Fahrrad als Haupt-Verkehrsmittel. Bau von Radwegen, für schlechtes Wetter auch überdachte Radwege. Beschränkung der Gästebetten. Mehr energieneutrale, ökologisch arbeitende Hotels. Lebensmittel aus der Umgebung. Müllvermeidung, Recycling, Plastikvermeidung. Weniger Kurzurlaube, dafür nur ein längerer Urlaub. Ausweitung der Saison auf alle Monate im Jahr, damit keine Konzentration im Hochsommer entsteht.

Müssen wir unser Erspartes investieren um Solarpanels aufs Dach zu bauen oder ein teures E-Auto zu fahren?

Hari Maier: Jein. So wie ich vor kurzem noch einen Verbrenner gekauft habe, würde es nicht zur Nachhaltigkeit beitragen diesen umgehend gegen ein Elektroauto umzutauschen. Fotovoltaik ist mittlerweile eine sinnvolle Investition, wenn ich den Strom selbst verbrauche oder speichere. Es ist wirtschaftlicher das Geld aufs Dach zu legen anstatt aufs Sparbuch.

Andreas Wernik: Was willst Du sonst mit deinem Erspartem machen? Teure, exklusive Urlaube? Kreuzfahrten? Einen Dritt- Wohnsitz in einem sogenannten Urlaubsparadies kaufen? Oder lieber doch einen, wenn auch kleinen Beitrag zur Welt- und Klimaverbesserung leisten? Uns geht es so gut, dass wir die Wahl haben.

Jörg Simm: Die eigenen Entscheidungen auf Nachhaltigkeit überprüfen und neue Wege dahin ausprobieren.

Uli Stanciu: Erneuerbare Energien und E-Mobilität müssen vom Staat massiv gefördert werden. Es geht nicht so sehr ums Geld, sondern um eine neue Grundeinstellung. Wir haben uns zu sehr an Wegwerfen und Verschwendung gewöhnt.

Müssen wir – um nachhaltig zu leben – alle Veganer werden?

Hari Maier: Nein.

Andreas Wernik: Durch den weltweiten Fleischkonsum müssen unglaublich viele Agrarflächen bereitgestellt werden und es werden wertvolle Wälder (Amazonas) gerodet, nur um Futter-Soja anbauen zu können. Pervers! Von dem Methan-Ausscheidungen der zig Millionen Rinder gar nicht zu reden, die beträchtlich zum Klimawandel beitragen. Und das unendliche Tierleid einer Massentierhaltung (Nutz-Tiere) kann man auch reduzieren, wenn man weniger Fleisch isst und sorgfältiger auswählt. Auch hier haben wir die Wahl: Möglichst biologisch und hochwertig, möglichst regional und vor allem weniger Fleischkonsum als bisher.

Uli Stanciu: Nicht unbedingt. Vegetarisch zu leben bringt sicher Vorteile, nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die eigene Gesundheit. Aber es darf kein Dogma werden, jeder Mensch soll die Entscheidung für sich selbst treffen. Die Rechte aller Lebewesen müssen gestärkt werden, Massentierhaltung abgeschafft, artgerechte Tierhaltung gefördert werden. Der Fleischpreis muss deutlich steigen. Wir müssen uns fragen: Was ist ein Tierleben wert?

Jörg Simm: Freiwilligkeit vor Zwang, dann ist die Akzeptanz größer. Wenn das nicht ausreicht, aufklären und Rahmen setzen. Können wir nachhaltig leben und dabei Spaß haben? Oder hat Spaß immer etwas mit Üppigkeit, Überfluss und Verschwendung zu tun?

Hari Maier: Nachhaltigkeit und Spaß schließen sich nicht aus.

Andreas Wernik: Ich persönlich finde es eine Art Herausforderung, bei möglichst allem was ich tue, nachhaltig zu agieren. Allein das verschafft mir persönlich schon ein positives Lebensgefühl und ich lerne immer wieder was Neues dazu – siehe “Comano Bike GreenWeek“.

Jörg Simm: Klar! Spaß und Unterhaltung sind völlig unabhängig von den investierten Geldmitteln. Warum ist plötzlich das Biken wieder so attraktiv geworden? Warum das Reisen im eigenen Land?

Uli Stanciu: Unsere Comano Bike Green- Week, aber auch die Transalp Bewegung zeigen, dass man mit Nachhaltigkeit, Einfachheit und Verzicht auf bestimmte Dinge (Auto, Plastik, Lebensmittel aus Übersee, etc.) sehr viel Spaß haben kann. Der Reichtum, den man aus einem nachhaltigen Urlaub ziehen kann, liegt nicht im Geld, sondern im Erlebnis.

Was machen Menschen, die nicht genug Geld haben für eine nachhaltige Lebensweise?

Hari Maier: Das Förderwesen, das in der europäischen Landwirtschaft eingesetzt wird, sollte umgebaut werden. Der Landwirt, der nachhaltig und biologisch arbeitet, sollte gefördert werden um seine Produkte günstiger anbieten zu können. Alle anderen sollten intensiv besteuert werden um hier die Preise massiv zu erhöhen. Die Kennzeichnung von nicht nachhaltig produzierten Produkten wäre ein erster Schritt. Ähnlich wie bei der Zigarettenverpackung.

Andreas Wernik: Es ist unsere gemeinsame Welt und es ist mehr als ungerecht, dass der „reiche“ Norden der Erdkugel wesentlich mehr CO² produziert und die „armen“ Länder, hauptsächlich auf der Südhalbkugel die Rechnung dafür bezahlen müssen.

Uli Stanciu: Nachhaltigkeit kostet kein Geld. Jeder kann nachhaltig leben – es kommt auf Bildung, Information und Bewusstsein an. Gerechte Verteilung von Wohlstand (siehe oben) wird der Schlüssel sein.

Jörg Simm: Gute Ideen ersetzen den Geldbeutel, das war immer schon so. Früher sind wir von zuhause mit dem Rad losgefahren, mit Zelt und winzigem Geldbeutel und hatten dabei die schönsten Erlebnisse.

Die Dokumentation

Wow. Cooles Experiment. Das will ich auch machen.

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